Seit Jahrzehnten hat der Jazz in vielf?ltiger Weise unser Musikleben durchdrungen und bereichert: Obersch?ler, Studenten und Berufsmusiker spielen Dixieland. Unsere Rundfunk-Tanzorchester pflegen die gro?orchestralen Besetzungen der Bigband, wobei auch das anspruchsvolle Free-Experiment nicht ausgeklammert wird. G?nter H?rigs „Dresdner Tanzsinfoniker“ vertreten stilistisch Dixieland und Swing im gleichen Ma?e wie den Modern Jazz und Rockjazz. H?rspiel-, Film-, Fernseh-und B?hnenmusiken lassen Einfl?sse des Jazz erkennen. Unsere konzertante Unterhaltungsmusik sinfonischer Besetzung wird durch Elemente des Jazz bereichert, und auch die progressive Rockmusik hat in den Jahren seit 1967 ein neues Verh?ltnis zum Jazz gefunden und davon profitiert. Der Berliner Oktoberklub und andere Songgruppen der DDR arbeiteten mehrfach mit Jazzmusikern zusammen. Auch Musical, Oper, Sinfonik und Kammermusik empfingen Impulse und Anregungen durch den Jazz. Die Grenzen zwischen sog. U- und E-Musik sind erfreulich flie?end geworden. Adaptionen klassischer Themen geh?ren zum festen Bestand der entwickelten Rockmusik. Wer m?chte schon George Gershwin, Howard Brubeckoder Richard Addinsell festlegen auf Jazz oder Nicht-Jazz? Seit Jahren gibt es eine jazzgepr?gte und -inspirierte Musik, die sich gleichsam zwischen zwei St?hlen angesiedelt hat und sich nicht in klischierte Schubk?sten einordnen l??t.
Das Golden Gate Quartet ist keine Jazzformation, aber es singt vorwiegend Spirituals und Gospelsongs. Da? im Repertoire dieses USA-Vokalquartetts auch Musical- und Schlagermelodien zu finden sind, bedeutet keinen Stilbruch. Ein so gro?artiger Jazztrompeter wie Louis Armstrong hatte keine Bedenken, auch Tagesschlager jazzig zu interpretieren. Und was w?ren die Jahrzehnte des Swing und Modern Jazz ohne die Schlagermelodien der klassischen Musicals von Irving Berlin, Cole Porter, George Gershwin und Leonard Bernstein?
Das Golden Gate Quartet singt Lieder, Blues, Spirituals, Gospels und schlagerhafte Songs, die in jedem Jazzf?hrer behandelt werden. Die Musiker dieser Vokalformation singen nach Arrangements, die der Eigenart ihrer Stimmen entsprechen, und die vier Vokalisten demonstrieren ?berlegen, wie eine Musik zum „swingen“ gebracht wird. Wenn uns das Lexikon Auskunft dar?ber gibt, was unter Integration zu verstehen ist: a) Zusammenschlu?, b) Vereinheitlichung, c) Vermischung und d) Bildung von Einzelteilen zu einem geordneten Ganzen, dann mu? dem Golden Gate Quartet bescheinigt werden, da? es eine bewundernswerte Integration erreicht hat. Die vier Vokalisten haben sich zu einem Quartett zusammengeschlossen (a), sie erstreben eine Vereinheitlichung ihres Gesanges (b), und die Vermischung der Stimmen wird so souver?n vollzogen (c), da? trotz der Individualit?t eines jeden S?ngers eine vollkommene Homogenit?t des Klanges erreicht wird. Auch die solistischen Episoden (d) bleiben dem Ganzen zugeordnet, dem Quartett, dem Team.
Jazz: Ja oder nein? Wie gleichg?ltig werden solche Fragen, wenn das Golden Gate Quartet zu singen beginnt. Hier sind vier Musikanten am Werk, von deren jazzig-swingenden Interpretationen so mancher „seri?se Musiker" nodi lernen kann.
Die S?nger des Golden Gate Quartets lernten sich als Studenten des Konservatoriums Norfolk (Virginia) kennen und gr?ndeten 1936 „The Golden Gate Jubilee Singers": William Landford (1. Tenor), Henry Owens (2. Tenor), Willie Johnson (Bariton und Leiter des Quartetts) sowie Orlandus Wilson (Ba?), der sp?ter die Leitung der Gesangsgruppe ?bernahm.
Im Jahre 1936 brachte die erste S?dstaaten-Tournee jubelnden Widerhall. Der Kritiker und Produzent John Henry Jr. Hammond (geb. 1910), ein Schwager Benny Goodmans, war von den Leistungen der vier farbigen S?nger so angetan, da? er sie im November 1938 f?r ein Jazzkonzert in die New Yorker Carnegie Hall verpflichtete: „Spirituals To Swing" (ver?ffentlicht auf Amiga 8 50060/061). Fortan geh?rte das Golden Gate Quartet zu den besten Vokalgruppen Amerikas. Seit 1940 wurden zahlreiche Schallplatten ver?ffentlicht, u. a. Aufnahmen mit dem Bluesbarden Huddie Ledbetter, genannt Lead-belly (1888-1949). Nach Ende des zweiten Weltkrieges gastierte das Golden Gate Quartet in aller Welt. Die Vokalgruppe ist heute noch aktiv, wenn auch in ver?nderter Besetzung.
Gottfried Schmiedel (1980)
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